Der Krampf mit einer neuen Küche im Haus

Der Krampf mit einer neuen Küche im Haus

Als wir 1988 heirateten, waren wir ja noch sehr jung. Da verdient man halt nicht Berge, und kann sich auch nur das Notwendigste leisten. Unser Problem das wir hatten war ein nicht gut getrenntes Zweifamilienhaus in dem ich wohnte. Als dann auch noch frischbackene Ehefrau mit einzog, mussten einige bauliche Maßnahmen getroffen werden, um die beiden Anteile zu trennen. Da es nur einen einzigen Stiegenaufgang in den ersten Stock, und detto auf den Dachboden gab, nur einen rückwärtigen gemeinsamen Gang rückwärts in den Garten, und sonst noch ein paar kleine Gemeinheiten auf die man halt beim Bauen des Hauses nicht dachte, musste ich schon in jungen Jahren einiges umbauen. Angefangen hat es mit einem Durchbruch in den ersten Stock wo der unausgebaute Wäscheboden war. Durch den Durchbruch und die Treppe fiel die Küche im Erdgeschoss flach, und musste nun in den Stock umziehen. Doch der sah so aus:

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Das rohe Dach, kein Ausbau, nichts … ich musste alles komplett so weit ich es mir damals leisten konnte isolieren und verschalen, damit das ein bewohnbarer Raum wurde. Eine alte Dachluke in der Mitte des Raums war unser einziger Tageslichtspender, und nicht mal richtig dicht war die. Doch was solls. Mehr war finanziell nicht drinn, und so entstand doch unsere erste Küche mit den vorhandenen Mitteln. Die Kücheneinrichtung selbst erstanden wir damals bei der Domäne in Wien 21. Günstig und funktionell stellten wir uns aus verschiedenen Einzelelementen die Küchenschränke zusammen. Auch eine Eckbank haben wir uns geleistet:

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Es war immer ein dunkler und kalter Raum, aber es war leider nicht so einfach, an dem bestehenden Bauwerk viel zu ändern, ohne gleich in einer Schuldenfalle aufzuwachen, weil jeder Handwerker und jede Firma eine Menge kostete. Ich machte alles selbst, und was ich nicht konnte, lernte ich kurzerhand einfach selbst. Irgendwann traute ich mich darüber, neue Fenster einzubauen, und so wurde ein heller Raum aus der ehemaligen Dunkelkammer:

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Der Unterschied zu vorher war enorm. Zwei Dachflächenfenster hatte ich eingebaut, und der Raum war plötzlich lichtdurchflutet. Die Wände habe ich auch versetzt, und so ein wenig mehr Platz gewonnen. Das half mir später dann auch sehr beim Einbau der Gaszentralheizung, die ich übrigens auch selbst berechnet, entworfen und installiert hatte (ausgenommen die Gasleitung und die Montage der Therme).

So sah dann unsere Küche für viele Jahre aus:

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Doch sie kam auch in die Jahre, und wir versuchten sie dann noch ein wenig zu verschönern und überzogen die Türen und Laden mit Folie, doch das war nur von kurzer Dauer. Nach 3 Jahren konnte ich die Fronten mittlerweile nicht mehr sehen, und ich begann über eine neue Küche nachzudenken:

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Doch der Teufel steckte wie immer im Detail. Was wollte ich? Eine Billigküche um 2000 Euro die nach 10 Jahren oder früher den Geist aufgibt, oder eine Qualitätsküche, die wieder lange hält. Ich muss sagen, dass die Qualität von früher einfach die bessere war, denn unsere alte Küche hielt immerhin 27 Jahre und überlebte zwei Kinder und zwei Hunde! Mit kleinen Reparaturen und Modifikationen, aber sie hielt fast 3 Jahrzehnte durch!

Dann begann heuer im Juli der Würfel zu rollen. Eigentlich wollte ich eine Milchkanne in Form einer Kuh kaufen. In unzähligen Geschäften war ich, Möbelhäuser hatte ich durchsucht, nie wurde ich fündig. Dann schlug meine Frau vor, doch beim XXXLutz zu schauen, weil dort war ich noch nicht. Gesagt getan, wir fuhren da hin und … nichts! Es gab diese Kühe nicht mehr. Draußen hatte es zu regnen begonnen, und so entschied ich mich, unten im Untergeschoss vom XXXLutz durch den MömaX in Richtung Wagen zu gehen, um weniger nass zu werden. Dabei kamen wir in der Küchenabteilung des MömaX vorbei, und sahen sich die verschiedenen Modelle an. Immer gab es das gleiche Problem. Fixe Winkelküchen mit Herd auf der einen, und Abwasch auf der anderen Seite. Das konnte ich so nicht gebrauchen, da der Raum bei uns vollkommen andere Anschlüsse hatte, als eine Standardküche. Irgendwie entschied ich mich dann, einen Verkäufer herbeizuziehen und nachzufragen, ob es diese Fertigküchen auch ohne der Abwasch und dem Geschirrspüler gäbe, und kamen so ins Gespräch was wir uns so vorstellten. Der Kerl war fix! 1 Stunde später hatten wir eine Planküche die genau passte und alles erfüllte, was sie erfüllen sollte. Das nenne ich Topverkäufer! Der hat uns so derart schnell mit dem Küchenkauf über den Tisch gezogen, dass uns die Reibungshitze wie Nestwärme vorgekommen war!

Egal. Fakt war, wir hatten eine Küche im Wert von knapp 10000 Euro inkl. aller Geräte um 4500 Euro gekauft. So weit war man uns preislich entgegengekommen. Es war zwar mehr, als ich vorhatte, aber man gönnt sich ja sonst nichts dachte ich mir, und begann das Projekt “Küche Neu” in Angriff zu nehmen. Noch wusste ich nicht was auf mich zukam …

Zuerst überlegten wir uns, was wir in Punkto Wände, Decke und Boden machen wollten. Die alte Holzdecke war nicht mehr anzusehen, die musste erneuert werden. Die Fliesen? Braun wie man sie früher eben hatte, heute nicht mehr das Gelbe vom Ei. Die Wände? Hinter der alten Küche noch im Rohzustand mit damals schnell raufgeklatschtem Gipsverputz, teilweise auf den alten Heraklitplatten oder auch nur Putz auf Strohmatten, die auf einem Lattengerüst hingen. Furchtbar. Jetzt kamen die Bausünden von früher zum brutalen Vorschein. Mir graute, als mir bewusst wurde, dass dies erstens eine intensive Renovierung und zweitens auch mit höheren Kosten verbunden war.

Wir entschieden uns für eine neue Decke, als Boden suchten wir Laminat aus, und ich musste feststellen, dass zumindest zwei Wände komplett bis auf das Untergerüst abgetragen und neu aufgebaut werden mussten. Die Decke machte mir die ersten Sorgen. Als ich vor 27 Jahren die Profilbretter montierte, habe ich zwar auch darunter eine Isolierung nach oben hin zum Dachboden montiert, doch ich konnte mich beim besten Willen nicht mehr erinnern, wie die aussah. Die Bretter nun herunterreißen und feststellen, dass danach auch die Isolierung neu gemacht werden muss, darauf wollte ich gleich mal verzichten. Die neuen Profilbretter auf die alte Decke zu montieren war mir doch ein zu großes Risiko, weil ich nicht wusste, wie gut oder schlecht die alten Bretter montiert waren. Also fing ich an, mit einer langen Schraube und meinem Akkuschrauber, die Holzbalken der Decke zu suchen … bei jedem gefundenen Balken zeichnete ich ein Kreuz auf die Decke:

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Zwei Tage Sklavenarbeit mit dem Schrauber in der Hand! So wusste ich aber wo die tragenden Balken waren, und schraubte hinterher die alten Profilbretter an diesen Stellen mit ordentlichen Schrauben fest. So war der alte Plafond bereit das Gewicht der neuen Profilbretter zu tragen. Wir begannen auch gleich die alte Küche auszuräumen, und die alten Kästen zu entsorgen, damit ich zum Arbeiten Platz bekam. Sonst hätte das keinen Sinn gehabt. Es steht einem dauernd was im Wege. Und so entstand zumindest einmal die neue Decke der neuen Küche:

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Wenn schon eine neue helle Decke, dann auch neue Beleuchtungskörper dachte ich mir, und fuhr wieder einmal einkaufen. LED-Technik musste es ein, energiesparend aber trotzdem mit gutem Licht für eine Küche. Auch hierfür wurde ich beim MömaX fündig. Die Helligkeit der beiden Leuchten überzeugten uns voll. Das Problem war aber vorher wieder: Die alte Elektrik. Nix passte! Kein Strom wo man ihn brauchte, keine Schalter da wo sie sein sollten. Also was tun? Ich entschied mich für Funkschalter und Funkempfänger. So konnte ich die Empfänger an später leicht zugänglichen Stellen im Küchensockel unterbringen, und die Lichtschalter da, wo sie wirklich leicht bedienbar waren. Den größten Teil der Elektrik musste ich ohnehin neu machen, also kam es darauf auch nicht mehr an.

Danach gings an die Wände. Der alte Putz musste runter, neue Isolierungen mussten eingebaut werden, OSB-Platten und Rigips sorgten für die spätere Stabilität und auch für halbwegs gerade Flächen. So ging es Wochenende um Wochenende. Man baue einen neuen Raum, oder so. Nicht einmal wollte ich dabei das Werkzeug in die Ecke schmeißen, und drauf pfeifen, aber es wurde langsam was:

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Als Isolierung kam 10cm Steinwolle drunter. So waren wir vor der kalten Luft vom Dachboden geschützt. Die neue Tür die ich ja schon vor einiger Zeit eingebaut hatte, erfüllte dann ebenfalls diesen Zweck. Die Hinterlattung brachte mir genug Spielraum für die neue Elektrik. Die OSB-Platten waren so montiert, dass sie mit Leichtigkeit das Gewicht der Hängekästen tragen konnten, und die Rigipsplatten dienten dann als Verkleidung von allem, und waren ja leichter tapezierbar.

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Dann kam Farbe ins Spiel. “Sonnensturm” so der Name der Farbe sollte es sein. Passend zu der relativ hellen Küche die wir bekommen würden. Ein Kontrast sollte entstehen. Der Boden würde ja etwas dünkler werden, deswegen auch eine kräftige Wandfarbe.

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Dann kam der Laminat für den Boden und unser neues Wandbild. Das Bild montierte ich gleich als erstes. Es schaute meiner Meinung nach toll aus, und passte zu den Wänden und dem Boden.  Noch stand ein alter Teil der Küche. Nämlich jener mit Abwasch und Herd. Diesen Teil konnte ich erst abreißen und entfernen, wenn die neue Küche montiert war. Nun hieß es warten, bis die Küche zur Abholung ankam. Diese Zwangspausen sind es, die mich manchmal auch verzweifeln lassen. Ich hasse es überhaupt etwas bestellen zu müssen, und dann auch noch darauf zu warten. Ich bin eher der Käufer der sofort alles mitnehmen will und auch tut. Leider geht das bei Möbeln nicht immer. Also wartete ich halt …

Mitte September war es dann so weit. Die Küche war da! Jetzt konnte es weitergehen. Zusammen holten wir die Ladung ab, und verstauten die neuen Teile so gut es ging im ganzen Haus. Es gab keinen Raum, wo nicht ein Karton oder ein Kasterl der neuen Küche stand. Doch besser als draußen, wo das Wetter ohnehin machte was es wollte. Auch so manches Teil würde über den Zaun springen und zu einem neuen Besitzer wechseln, ist ja heutzutage nicht mehr so wie früher, dass man das Gartentor offen lassen konnte, und trotzdem kam nie was weg.

Und dann gings los … 1 1/2 Wochen Arbeit standen vor mir!

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Der Winkelteil der Küche stand relativ schnell. Ein paar Problemchen gab es wegen nicht genauer Winkel der Wände, aber mit viel Geduld und dem einen oder anderen Trick kriegte ich das Teil so hin, wie es sein sollte. Stück um Stück fügte sich zusammen und wurde ein gesamtes Etwas. Was genau konnte ich mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorstellen, aber es wurde unsere neue Küche. Nun zeigte sich auch schon, dass die Farben alle zusammenpassten. Wir hatten ja auf gut Glück Plafond und Boden ausgesucht, weil wir keine Farbmuster der Einrichtung hatten.

Dann musste der letzte Teil der alten Küche weg, der Strom abgeschaltet und alte Leitungen entfernt und auf die neuen Leitungen umgelegt werden. Wasser und Abfluss musste ebenfalls verlängert und wo anders hin verlegt werden. Auch die Wand beim Stiegenaufgang wurde gekürzt und abgeschnitten damit sie niedriger wird. Das verlieh dem Raum eine optische Vergrößerung.

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So entstand dann auch der geplante der zweite Teil der neuen Küche, der Spülenplatz mit dem Geschirrspüler.

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Farblich angepasst haben wir alles natürlich auf unseren “Dicken”, dem Grauwölfchen, der wie immer, mitten in der Baustelle herumlag, auch wenns im tiefsten Dreck und Staub war. Selbst schneiden und hämmern störten ihn nicht beim seeligen Schlaf. Hauptsache er war mitten drin und dabei. Doch es fehlte was ganz wichtiges. Eine Sitzgelegenheit. Die alte Eckbank flog raus, ich konnte sie auch nicht mehr sehen. Nun hatten wir das nächste Problem. Der Platz reichte nicht für einen Tisch und Sessel herum, wie meine Frau es gerne gehabt hätte. Bei 175x200cm Fläche hat man nicht viele Möglichkeiten. Also entschieden wir uns wieder für eine Eckbank mit Tisch und einem Zusatzsessel. Wieder klapperten wir Möbelhaus um Möbelhaus ab. Überall fühlte ich mich wie im guten alten Italien! Warum? Na wegen der Preise! Nur stand vor den Zahlen kein Lire-Zeichen sondern dein € …

Bei Ludwig waren wir dann fündig. Ein Ausstellungsstück. Eckbank, Tisch und Sessel statt 2600 Euro um 1400! Da musste ich zuschlagen. Auch dieses Teil passte gut zur neuen Farbgestaltung und fügte sich sofort in die neue Küche ein:

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Jetzt fehlten nur mehr ein paar Leisten, und die Fliesen am Abwaschplatz und der Küchennische. Zuerst wollte ich mir die Fliesen von einem Fachmann verlegen lassen, aber ich gab schon um so viel mehr Geld aus als geplant, dass ich mich auch über dieses Experiment selbst wagte. Was sollte sein, außer dass ich nach ein paar Fliesen hinwarf, und es doch machen lassen würde?

Zwei Tage brauchte ich für beide Flächen. Aber das war mir egal. Nun konnte ich aber sagen: Ich habe alles selbst gemacht! Und das hier ist das fertige Projekt “Küche Neu”:

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Ich hoffe sie hält wieder knapp 3 Jahrzehnte!

2 Kommentare

    • Sabine Müller auf 11. Januar 2017 bei 19:37
    • Antworten

    Lieber Christian,
    habe mir alle angesehen und durchgelesen. Hut ab! Ist schon allerhand, was du geschafft/ geschaffen hast. Deine/ eure Küche sieht Klasse aus. Meine Küche kostete auch fast so viel wie ein Kleinwagen und mir gefallen mittlerweile andere besser. Aber alles ist noch ganz und intakt und da darf sie noch ein Weilchen bleiben.
    Herzliche Grüße! Sabine

    1. Danke!!!

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